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Reise nach Arosa
Eine Partnerschaft mitVier PfotenArosa

Amelia's und Meimo's Transfer ins Arosa Bärenland

Ein Bericht der Reise von Albanien nach Arosa

Viele von euch haben die Reise der beiden Bären Amelia und Meimo von Albanien bis nach Arosa mitverfolgt und sind genauso verliebt in die neuen Bewohner des Arosa Bärenlands wie ganz Arosa. Ich durfte beim Transport dieser wertvollen Fracht mit dabei sein und möchte euch nun einige tiefe Einblicke in die Reise geben.

Diese letzte Januarwoche wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die Reise nach Albanien beginnt noch bevor die Sonne aufgeht – kurz vor 5 Uhr mache ich mich mit Marc Gisler (Leiter Gebäudemanagement Arosa Bergbahnen) von Arosa aus auf den Weg zum Flughafen Zürich. Ob der Sitzplatz im Flugzeug mit der Nummer 13 und ohne Fenster ein Zeichen ist? Wir hoffen das Beste. Wir fliegen über Ljubljana nach Tirana und treffen nach und nach alle Beteiligten, mit denen wir die kommende Woche verbringen werden. Darunter sind Vertreter von VIER PFOTEN, ein Tierarzt, ein Fotograf und zwei Fahrer. Bei Regen und starkem Wind machen wir uns auf den Weg zum Dorf, in welchem sich das Restaurant mit dem ehemaligen Mini-Zoo befindet.

Was ich gleich im Voraus betonen möchte ist, dass die ehemaligen Besitzer des Mini-Zoos und der Bären uns gegenüber sehr freundlich gestimmt sind und ihnen wirklich viel daran liegt, dass ihre Bären ein artgemässes und besseres Leben erhalten. Der Restaurant Besitzer möchte Amelia und Meimo sogar in Arosa besuchen kommen – so schön zu sehen! Kurzerhand lädt man uns also zum Abendessen ein, wo wir nochmals den Ablauf des nächsten Tages besprechen.

Am Morgen darauf gilt es ernst. Wir sehen die Bären erstmals bei Tageslicht und der Tierarzt bereitet die Sedierung (Betäubung für das Verladen in den Transportwagen) vor. Laut seiner Aussage sind Amelia und Meimo gesund und gut genährt, das Männchen vielleicht sogar etwas zu gut. 

Ich nutze die Zeit, und fotografiere das Gehege und die beiden Bären. Währenddessen bereiten die Mitarbeiter von VIER PFOTEN und Vertreter der Stiftung Arosa Bären das Verladen vor: Die Käfige müssen aufgeschnitten und die Betäubungsmittel vorbereitet werden. Um 10.30 Uhr trifft der offizielle Transportwagen plus Anhänger beim ehemaligen Mini-Zoo ein. Erst wird Amelia, der weibliche Bär, vom Tierarzt kurz betäubt und mit Hilfe von 4 Personen und einer Blache in die Transportbox getragen. Währenddem sie Zeit hat, wieder zu sich zu kommen, wird Meimo ebenfalls betäubt und in die zweite Transportbox befördert. Nun ist es enorm wichtig, dass die beiden Bären wieder bei vollem Bewusstsein sind, bevor wir losfahren; denn ansonsten würde ihnen Erstickungsgefahr drohen. Um ca. 13 Uhr sind beide Bären wieder bei Bewusstsein, womit wir uns kurz danach vom ehemaligen Mini-Zoo-Besitzer verabschieden und die Reise in Richtung Arosa antreten können. Unterwegs sind wir mit einem Transportwagen für die Bären und einem Van für die weiteren Helfer.

Nach 2 Stunden Fahrt: Der Tierarzt macht die erste Kontrolle und gibt den Bären zu Trinken und ein wenig Obst, es geht ihnen gut! Um etwa 17 Uhr kommen wir mit unserem Wagen an der Grenze zwischen Albanien und Mazedonien an und werden nochmals gründlich kontrolliert. Mazedonien durchfahren wir zügig und kommen erneut an eine Grenze, jene zu Griechenland. Uns wird schnell bewusst, dass wir bis anhin gut vorangekommen sind – denn nun scheint sich die Kontrolle über die ganze Nacht hin zu ziehen. Obwohl wir angemeldet sind, ist der Tierarzt vom Zoll um 23 Uhr nicht mehr vor Ort und der Fahrer mit unserem Tierarzt und den Bären muss zum Arzt nach Hause fahren und die Einreisebewilligung dort abholen. Dies klappt einigermassen reibungslos, aber die abschliessende Kontrolle der Papiere scheitert schlussendlich an einem nicht funktionstüchtigen griechischen Computersystem. Lange Rede kurzer Sinn – die beiden müssen über Nacht mit Amelia und Meimo an der Grenze stehen bleiben und bis 9 Uhr morgens warten, um das Prozedere abzuschliessen. Der Rest des Teams sucht sich wohl oder übel für die Nacht noch eine Unterkunft. Kurz vor 3 Uhr können wir alle ein paar wertvolle Stunden Schlaf geniessen.

Am nächsten Morgen um 10 Uhr kann der Transportwagen mit den Bären die Grenze schliesslich passieren. Freude herrscht – die Reise kann weitergehen!

An diesem Tag splittet sich unser Team auf: Der bärenlose Part der Truppe macht sich vor dem Mittag auf den Weg quer durch Griechenland in Richtung Igoumenitsa. Die "Bärenbande" sucht sich derweil ein Motel und macht eine kleine Verschnaufpause nach der "zähen" Nacht. Auf dem Weg zum Hafen, wo wir um Mitternacht die Fähre nach Bari, Italien, nehmen regnet es meist, fängt sogar an zu schneien. Pünktlich zu unserer Ankunft in der Hafenstadt um 16 Uhr erscheinen aber wie bestellt die ersten Sonnenstrahlen. Auch von der Bärencrew erhalten wir die News, dass es Amelia und Meimo gut geht und sie gerade nochmals verpflegt wurden.

«Sie können es nicht lassen»: Unser Versuch, am Hafen ein Interview mit Ulrike Wüstner (Vier Pfoten Germany) zu machen, kommt leider bei der örtlichen Polizei nicht so gut an. Eine Runde Ausweis einsammeln gibt es dafür. So machen wir uns auf, eine kleine Verpflegung zu uns zu nehmen und treffen uns dann am Abend wieder mit dem restlichen Team und den Bären. Endlich wieder vereint!

Nun heisst es Geduld zeigen. Nach Mitternacht können wir, in getrennten Bereichen, mit unserem Transporter und dem PKW auf die Fähre gehen. Wir hoffen, dass sowohl die Bären als auch wir nicht seekrank werden und geniessen ein paar erholsame Stunden.

Die geplante Ankunft in Bari, Italien verzögert sich am darauffolgenden Tag leider ein wenig. Wir können um 11 Uhr die Fähre verlassen (1.5 h Verspätung). Mitsamt der Frachtkontrolle dauert es nochmals seine Zeit, bis wir in Richtung Bergamo losfahren können. Immerhin spielt das Wetter mit und wir sind eingedeckt mit Proviant.

Es steht uns eine lange Autofahrt Richtung Norden bevor: Wir durchqueren an diesem Tag beinahe ganz Italien – von Bari bis nach Bergamo – insgesamt mehr als 900 km. Auf der Strecke machen wir kleine Pinkel-/ Tank-/ und Kaffeepausen. Natürlich sind auch Snackzeiten für die Bären eingeplant. Während der Fahrt sind die Bären sehr ruhig und scheinen entspannt. Lediglich wenn wir Pausen machen, meldet sich Amelia und wird nervös. Ich lasse mir sagen, dass Napa († 4.11.2020) auf der Reise in die Schweiz viel nervöser war als die beiden albanischen Bären.

Wir kommen vor Mitternacht in Bergamo an. Der Zoo Bergamo ist so nett und lässt uns bei sich parken, hier sind unsere Bären über Nacht gut versorgt. Die Zweibeiner suchen sich währenddessen ebenfalls ein gemütliches Nest.

Zustand der Bären: Meimo ist munter, aber ruhig und isst auch fleissig Apfelschnitzchen. Amelia ist ebenfalls wohlauf, aber scheint nicht so hungrig zu sein. Sie ist etwas launisch und nimmt die Situation nicht so einfach hin wie Meimo.

 

Der lang ersehnte Tag bricht an! Der 1. Februar 2019 – der Tag, an welchem Amelia und Meimo ihr zweites Leben beginnen dürfen.

An diesem Morgen können wir es kaum glauben, als wir aus dem Fenster sehen: Schon in Bergamo schneit es ununterbrochen. Ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist? Wir werden es herausfinden. Um 8 Uhr fahren wir los in Richtung Schweizer Grenze. Wir können erst jetzt loslegen, da unsere Fahrer eine gewisse Anzahl Stunden Ruhezeit einhalten müssen und wir am Vortag erst spät angekommen sind.

Uns wird schnell klar, dass dieser Tag nicht wie geplant verlaufen wird. Schon seit Beginn stehen wir viel im Stau, man ist sich hier keine solchen Schneemassen gewohnt. Um 11 Uhr können wir die Grenze passieren, müssen aber noch auf das Abschliessen von letzten veterinärmedizinischen Checks warten. Am Mittag treffen wir uns an der Raststätte Bellinzona Süd und schauen nach unseren bärenstarken Freunden. Es ist klar, sie werden langsam ungeduldig und temperamentvoll, vor allem das Weibchen. Bald ist es soweit!
Da wir auf jede Situation vorbereitet sind, treffen wir danach einen Kollegen von Allemann Transporte & Traxunternehmung, der uns nun begleitet und bei Bedarf mit Schneeketten versorgt.
Kurz nach 15 Uhr durchfahren wir Chur und sind erstaunt, als uns schon der erste Fan zuwinkt.

Bis nach Arosa geht alles etwas langsamer als gedacht. Am Transporter müssen wir kurzerhand noch einen Reifen wechseln. Dank der tollen Unterstützung des Begleitfahrzeugs geht dies aber schnell. Das Schneetreiben wird noch stärker und so montieren wir danach die Schneeketten - denn Sicherheit geht vor. Die Bedingungen lassen es nicht zu, dass wir vor 17 Uhr in Arosa ankommen. Unglaublich wie genügsam und geduldig die beiden Bären den Transport mitgemacht haben.

Welch ein emotionaler und atemberaubender Empfang! Viele Gäste, Einheimische und Interessierte erwarten uns bereits bei der Talstation der Bergbahnen - unglaublich schön! Nun werden die zwei Transportboxen per Gabelstapler in die Gondel transportiert und in der Mittelstation mit einem speziell für die Bären umfunktionierten Pistenbully ins Arosa Bärenland befördert.

Amelia erkundet sofort die neue Umgebung, während Meimo noch etwas misstrauisch erst später seine Transportbox verlässt. Wie es scheint, fühlen sich die beiden schon nach wenigen Tagen sehr wohl in den schneebedeckten Aroser Bergen. Sie erkunden die Umgebung und haben es sich nach der abenteuerlichen Reise bereits gemütlich gemacht. Napa († 4.11.2020, ehemaliger serbischer Zirkusbär) hat sich bei der Ankunft der neuen Mitbewohner kurz aufgeregt umgeschaut, ist nun aber wieder in seiner Winterruhe.

Facts zu den Bären:
Amelia und Meimo haben den Jahrgang 2006, gleich wie Napa († 4.11.2020), der erste Bewohner des Arosa Bärenlands. Die albanischen Bären haben ihr bisheriges Leben in diesem privaten Mini-Zoo eines Lokals verbracht. Das rund 60 Quadratmeter große Gehege, in dem die beiden lebten, wird nach unserem Besuch sogleich zerstört. Der Restaurantbesitzer will wegen der nicht artgemässen Bedingungen keine Tiere mehr halten.

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